Auf Schatzsuche

Das Geschäft von Juwelen Hahn in der Münchner Pacellistraße ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Schmuckkästchen.

Familie Hahn bietet hier neben feinsten Juwelen aus dem eigenen Atelier ganz besondere Schätze an: Außergewöhnlichen Antik- und Vintageschmuck. Die Geschwister Lucia und Luigi Hahn verraten im Interview, warum ihr Schmuck so emotionsgeladen ist und was gerade im Edelsteinhandel Interessantes passiert.

MM: Schon beim Blick in Ihr Schaufenster fällt Ihr vielfältiges Angebot auf …

Lucia Hahn: Seit drei Generationen beschäftigt sich unser Familienunternehmen mit dem Juwelenhandel. Seit Anfang 1970 halten wir außerdem erfolgreiche Versteigerungen von hochqualitativem Schmuck aus Privatbesitz, Sammlungen und Nachlässen. Daraus resultiert unsere breite Auswahl von Antik-, Vintage- und zeitgenössischem Schmuck.

MM: Beim An- und Verkauf gibt es bestimmt immer wieder interessante Begegnungen?

Lucia Hahn: Schmuck erzählt einfach tolle Geschichten! Kürzlich haben wir von einer Einlieferin ein wunderschönes, zartes Brillantcollier aus den 1900er Jahren im Originaletui erhalten. Die betagte Dame erzählte uns, dass diese Kette anlässlich der Hochzeit ihrer Großeltern verschenkt wurde. Der Vater der Braut kaufte dieses Collier kurz vor der Hochzeit beim Juwelier im edlen Hotel Adlon, weil er feststellte, dass sein Schwiegersohn in spe – also der Großvater der Einlieferin – kein angemessenes Geschenk für seine Braut hatte. So gab der Brautvater das Collier an seinen Schwiegersohn, damit er seiner jungen Ehefrau ein würdiges Präsent überreichen konnte.

Alter Schmuck spiegelt den Geschmack und die Wertschätzung der jeweiligen Epoche wider. Jugendstilschmuck ist zart und blumig-fragil, Art-Déco kühl und klar – dadurch heute, beinahe 100 Jahre später, schon wieder cool. Es gibt seitens unserer Kunden auch eine hohe Nachfrage nach Vintage-Schmuck aus den 1950ern bis ca. 1970ern. Viel Gelb- und Roségold, aber auch große, schwere Edelsteine wurden damals üppig verarbeitet. Die Rarität und die Qualität diese Stücke macht sie bestens geeignet zum Bewundern, Bewundert werden, zum Sammeln und schließlich zum Werterhalt.

MM: Herr Hahn, wie sehen Sie als ausgebildeter Gemmologe und Diamantgutachter mit langer praktischer Erfahrung aktuell den Handel mit Edelsteinen?

Luigi Hahn: Schon in den letzten Jahren der vielen Krisen, signifikant aber auch seit Beginn der hohen Inflation, fragen unsere Kunden vermehrt Anlagesteine an. Diese beinhalten heute nicht mehr nur den Diamanten, sondern können durch hochwertige Farbsteine ergänzt werden. Gerade bei den drei „klassischen“ Edelsteinen wie Saphir, Rubin und Smaragd gibt es eine große Nachfrage nach bestimmten Qualitäten und Herkünften.

Beim Smaragd ist die begehrteste und mittlerweile seltenste Herkunft ganz klar Kolumbien.

Auch bei Rubinen und Saphiren verzeichnen wir eine starke Nachfrage nach besonders seltenen, schönen Qualitäten. Die taubenblutroten Steine aus Burma haben eine magische Anziehungskraft auf den Betrachter. Für einen ca. 2ct schweren, gänzlich unbehandelten Burma-Rubin wird ein mittlerer fünfstelliger Betrag aufgerufen.

Kornblumenblaue Saphire aus Kaschmir sind Beispielsweise so selten, weil es bereits seit 1887 keine nennenswerten Funde mehr gibt. Somit speist sich das Angebot nur noch aus Altbeständen, die uns Experten durch ein gutes Netzwerk zugänglich sind.

MM: Im heutigen Handel beobachtet man ein vermehrtes Angebot an eher „unbekannten“ bunten Edelsteinen – was können Sie dazu sagen?

Luigi Hahn: Verbunden mit der globalen hohen Nachfrage an Schmuck gewinnen auch die bis vor Kurzem eher unbeachteten Edelsteine an Bedeutung und somit auch an Wertsteigerung.

In den letzten 20 Jahren haben beispielsweise Turmaline eine große Wertsteigerung erfahren. Nicht nur der seltene, begehrte Paraiba -Turmalin, der beinahe neonblau leuchtet, sondern auch die anderen Farbvarietäten sind stark nachgefragt.

Noch exklusiver ist der Tansanit – der blau-violette Stein wird weltweit ausschließlich in den Minen Tansanias gefunden. Wie lange diese Minen noch schöne Qualitäten liefern, vermag keiner zu sagen. Der seit einigen Jahren von der Regierung Tansanias verhangene Exportstopp auf Rohsteine macht den geschliffenen Edelstein somit noch begehrter.

Juwelen Hahn

Pacellistraße 5
80333 München
Tel.: 089/222702
Mo–Fr 10 bis 18 Uhr, Sa 11 bis 16 Uhr

www.juwelenhahn.de